"Les Halles, Paris"
Von den vier Projekten zur Umgestaltung des heruntergekommenen
Spiegelglaslabyrinths auf dem Gelände der ehemaligen Markthallen
war der von den Anwohnern bevorzugte bescheidene Entwurf des Architekten
David Mangin in den letzten Wochen zusehends wahrscheinlicher geworden.
Der Pariser Bürgermeister Bertrand Delanoe gab nun nach langem Zögern
seine Wahl bekannt. Sie lautet: Mangin - aber ohne Mangins Architektur.
Im Unterschied zu seinen Mitstreitern Jean Nouvel, Rem Koolhaas und Winny Maas
begnügte Mangin sich in seinem Plan damit, den bestehenden Park neu zu
gestalten und anstelle der überirdischen Teile des Einkaufszentrums aus den
siebziger Jahren ein quadratisches Flachdach von hundertfünfzig Metern
Seitenlänge mit Durchblick auf die in der Tiefe sich kreuzenden Vorortzüge
anzulegen. Die Stadtregierung behielt den Parkentwurf bei und strich einstweilen
das Flachdach. Keines der vier ambitiösen Projekte, hieß es, habe den Erwartungen
entsprochen, denn es gehe heute nicht mehr darum, prächtige Architekturmodelle
wie aus einem Guß zu realisieren und in die Stadtlandschaft zu stellen.
Stadterneuerung sei ein langwieriger Prozeß, in ständiger Absprache mit allen
Beteiligten einschließlich den unmittelbaren Anwohnern - und die fürchten nichts so
sehr wie aufwendige Bauarbeiten. Mangin behält die Bauaufsicht über das Ganze,
Laden- und unterirdischer Bahnhofskomplex werden neu ausgeschrieben.
Von Joseph Hanimann, Paris
Text: Frankfurter Allgemeine Zeitung,
17.12.2004, Nr. 295 / Seite 31
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