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"Imagine all the people living live in peace"
   
         
08.07.05 - 09:45:56
   
       
   
         
profiles • Michael Wagner
   
       
   
             
       

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... Auch der Warnhinweis »Vorsicht, Taxifahren verändert
Ihr Gehirn« ließe sich rechtfertigen. Das jahrelange
Einprägen von Fahrtrouten, Einbahnstraßen und Sehenswürdigkeiten
lässt den hinteren Teil des Hippocampus schwellen, wie die
Londoner Neurologin Eleanor Maguire nachwies.

Dieser Bereich ist zuständig für das räumliche Gedächtnis.
Kein Wunder, dass er umso größer ist, je mehr Berufserfahrung
ein Taxifahrer hat.
Dafür verliert der vordere Teil des Hippocampus an Volumen,
sodass sich die Gesamtgröße des Gehirns nicht verändert.

Versteht man solche Erkenntnisse nicht nur als Kuriosität,
belegen sie, wie jede Tätigkeit zur biologischen Anpassung
des Denkorgans führt.
Das bleibt nicht ohne Folgen für die jeweilige Weltsicht:
Während der geistige Kosmos eines Taxifahrers mehr aus
räumlichen Verknüpfungen und Orientierungspunkten besteht,
nimmt eine Musikerin die Welt eher als Fülle von Klängen
und Rhythmen wahr;
für traumatisierte Kriegsopfer wird sie zur Quelle ständig
neuer Schrecken. Und dies gilt, wohlgemerkt, nicht im
übertragenen, sondern im neurophysiologisch nachprüfbaren
Sinne.

Der eigentliche Witz dieses Mechanismus – und das ist es,
worauf Rösler und Baltes mit ihrem
»biokulturellen Ko-Konstruktivismus« hinauswollen –
ist jedoch, dass die Wechselwirkung unendlich reziprok ist:
Wer Musik besser wahrnimmt, weil er viel Musik gehört hat,
macht auch bessere Musik.
Wer Terror erfährt, neigt hirnphysiologisch zum Terror. ...

Ulrich Schnabel, "Knetmasse der Kultur", DIE ZEIT 10.02.2005 Nr.7


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