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"Analog-numerische Fotografie"
   
         
01.07.05 - 10:15:06
   
       
   
         
take 2 • Michael Wagner
   
       
   
             
       

take_2



... Der technologische Wandel der Fotografie ist eine nahe liegende Konsequenz ihrer Intermedialität: So wie das Rasterverfahren die Voraussetzung für ihre Integration in das Medium des Massendrucks bildete, ist ihre Digitalisierung Voraussetzung für ihre Implementierung in das Universalmedium Computer. Die Ersetzung des analogen durch das digitale oder genauer: analogo-numerische Verfahren erfolgte in mehreren Schritten beziehungsweise auf verschiedenen technologischen Ebenen: derjenigen der Aufzeichnung, der Bearbeitung und der Übertragung von Daten.
In einer medienarchäologischen Perspektive lässt sich die Aufrasterung fotografischer Vorlagen zwecks automatischer Übertragung auf Druckplatten bereits als Form der Digitalisierung beschreiben: Die kontinuierlichen Tonwerte der fotochemischen Vorlage werden in diskrete Einheiten, das heißt schwarze Punkte und weiße Leerstellen, zerlegt. Diese Zerlegung ist zugleich die Voraussetzung für die Koppelung von Fotografie und elektrischer Telegrafie.Um
fotografische Bilder telegrafisch übertragen zu können, wurde das zu sendende Bild in Felder gerastert und deren unterschiedlichen Helligkeitswerten entsprechend diskrete Zeichen zugeordnet. Diese Zeichen gehen dann durch den Kanal, und auf der Empfängerseite werden wieder entsprechende Bildpunkte zugeordnet, wodurch sich das Bild rekombinieren lässt. Rasterung und bildtelegrafische Abtastung nehmen in ihrer technischen Anordnung bereits das Scannen vorweg, unterscheiden sich von diesem aber in einem wesentlichen Punkt: Beim Vorgang des Scannens werden die Werte gespeichert und können weiter bearbeitet werden. Durch das Scannen wird analoge Fotografie in das Computermedium übersetzt und so mathematischen Operationen zugänglich gemacht: Die Voraussetzung für das Image Processing ist geschaffen. Die elektronische Bildaufzeichnung wird erst 20 Jahre später möglich: durch den 1974 patentierten CCD-Ship (= Charged Coupled Device), bestehend aus einer gitterförmige Anordnung lichtempfindlicher Elemente, über die Licht in elektrische Ladung umgewandelt werden kann. Diese wiederum kann gemessen und anschließend digitalisiert, das heißt, in Bitmuster umgewandelt werden. Obwohl Fotografien auf diesem Wege unmittelbar (ohne Umweg über einen Scanner) einer Bearbeitung oder Übertragung durch den Computer zur Verfügung stehen, bleibt ihre Erzeugung an die analoge Übersetzung von Lichtquantitäten gebunden: Die eigentliche Digitalisierung erfolgt erst über die Ausmessung dieser Lichtwerte und deren Umkodierung in Zahlenwerte (Bits). Das unterscheidet die analogo-numerische Fotografie (siehe oben) von gänzlich computergenerierten Bildern, die in ihrem ›Look‹ der fotografischen (bzw. filmischen) Ästhetik bloß angeglichen werden.
Im Hinblick auf die massenmediale Verwendung der Fotografie liegen die Vorteile ihrer Digitalisierung klar auf der Hand: Sie steht damit einer sofortigen Übermittlung (beispielsweise als Pressefoto) und der umgehenden Weiterverarbeitung (beispielsweise für das Layout einer Zeitschrift) zur Verfügung; via Internet lässt sie sich zudem direkt weltweit distribuieren. ...

Susanne Holschbach
Kontinuitäten und Differenzen zwischen fotografischer und postfotografischer Medialität.

http://www.medienkunstnetz.de/themen/foto_byte/kontinuitaeten_differenzen/10/






   
 
               
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