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"Fragmente 1869-1874" |
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03.03.05 - 13:22:53 |
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"SPURENSUCHE", oder "Vom Verschwinden des DUKTUS" • Michael Wagner |
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Pierre Auguste Renoir , Wiesenweg 1874, Musée d'Orsay, Paris, Diacolor, 2001. |
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"Vielleicht kann der Mensch nichts vergessen. Die Operation des Sehens und des Erkennens ist viel zu complicirt, als daß es möglich wäre, sie völlig wieder zu verwischen, d. h. alle Formen, die einmal vom Gehirn und Nervensystem erzeugt sind, wiederholt es von jetzt ab so oft. Eine gleiche Nerventhätigkeit erzeugt das gleiche Bild wieder." "Es ist zwiefach eine künstlerische Kraft da, die bildererzeugende und die auswählende." Friedrich Nietzsche, 1844-1900, Fragmente 1869-1874. • "Sensation", Arthur Rimbaud, 1870. Par les soirs bleus d'été, j'irai dans les sentiers, Je ne parlerai pas, je ne penserai rien : Meine Übersetzung: "Empfindung" Für die blauen Sommerabende werde ich die Pfade gehen, Ich werde nicht sprechen, ich werde nichts denken: Arthur Rimbaud wurde 1854 in Charleville geboren. Sein Leben wurde von seiner frühzeitig entwickelten Begabung und der strengen Erziehung, die ihm seine Mutter zukommen liess, geprägt. Sein schulischer Erfolg und seine jugendliche Auflehnung gingen miteinander einher. Das obenstehende Gedicht "Sensation" schrieb er im Alter von 15 Jahren. Durch seine auflehnerische Art versinnbildlicht er das Bild von überschwenglicher Jugend und absoluter Leidenschaft. Überschwenglich und ungestüm stellt er seine Umwelt bloss und versteht sich als "sehend". http://www.voltaireonline.org/zwpages/poemfr.html Mit 19 Jahren war der Dichter Arthur Rimbaud in der Hölle angekommen. Vier Jahre zuvor hatte er schreibend begonnen, sich in den ganz großen Schaffens- und Lebensrausch zu steigern. Er übte das bewußte und gewollte Verstimmen aller Sinne, um zum Unbekannten vorzustoßen. Mit seinem berühmten Gedicht Le Bateau ivre (Das trunkene Schiff) von 1871 segelt er seiner Zeit weit voraus in die Moderne. Der Aufenthalt in der Hölle (Une Saison en Enfer) beginnt mit den Sätzen: „Einst, wenn ich mich recht erinnere, war mein Leben ein Fest, wo alle Herzen sich öffneten, wo alle Weine flossen. Eines Abends habe ich mir die Schönheit aufs Knie gesetzt. – Und ich hab sie bitter gefunden. – Und ich hab sie beschimpft.“ Ein knappes Jahr später hörte er auf mit dem Schreiben, für immer. Das Verstummen ist Rimbauds letzter dichterischer Akt. Er stirbt 37-jährig als Handlungsreisender in Marseille an den Folgen einer Beinamputation und hinterlässt das Rätsel einer genialen Jugend. So wie Rimbaud die Moderne in seinen flackernden Visionen sah, kann man sie heute noch besichtigen – als ein Zeitalter der entfesselten Energien und splitternden Kontexte. Und vielleicht muss erst wieder eine neue genialische Jugend kommen, um uns den Weg aus den Labyrinthen dieser Epoche zu weisen. Claus Spahn |
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