Text by Heinrich Heine (1797-1856)
"Questions Fragen"
By the sea, the desolate night-time sea
Stands someone, nearing manhood;
His mind is full of doubts, his heart of melancholy;
His lips ask the waves, in the sadest mood:
'' Oh, solve me the mistery of life, its riddle,
This eternal and agonising puzzle,
Over which so many heads have brooded,
Heads with caps, heads that were hooded,
Heads in turbans, in black birettas, periwigged
And many a thousand, sweating human head.
Tell me, what is the meaning of humanity?
Where did man come from? Was is his destiny?
And who lives in the golden stars in the sky?"
The waves murmur with an eternal sigh,
The wind blows, the clouds continue to flee,
The stars twinkle, cold, indifferently,
And a fool waits for an answer….
Translated into English by Joseph Massaad
•
En bord de mer, de mer déserte, la nuit,
Un jeune homme se tient dans l'ombre,
L'âme remplie de doutes, le cœur de mélancolie,
Il interroge l'onde de ses lèvres sombres:
«Expliquez-moi l'énigme de la vie,
La toute vieille et douloureuse énigme,
Sur laquelle tant de têtes ont tourné au gris,
Des têtes à bonnets avec des signes d’hiéroglyphes,
Des barrettes noires, des perruques en couleurs,
Des têtes avec des turbans de califes,
Et des milliers de pauvres têtes baignées de sueur.
Dites-moi, quel est le sens d l'humanité?
D'où vient l'homme ? Où va l'homme?
Qui habite là-haut, dans les étoiles dorées? »
Les vagues murmurent, éternelles et monotones,
Le vent souffle, les nuages fuient,
Indifférentes et froides, les étoiles scintillent,
Et un fou attend une réponse...
Traduit en français par Joseph Massaad
•
Am Meer, am wüsten, nächtlichen Meer
Steht ein Jüngling-Mann,
Die Brust voll Wehmut, das Haupt voll Zweifel,
Und mit düstern Lippen fragt er die Wogen:
»O löst mir das Rätsel des Lebens,
Das qualvoll uralte Rätsel,
Worüber schon manche Häupter gegrübelt,
Häupter in Hieroglyphenmützen,
Häupter in Turban und schwarzem Barett,
Perückenhäupter und tausend andre
Arme, schwitzende Menschenhäupter -
Sagt mir, was bedeutet der Mensch?
Woher ist er kommen? Wo geht er hin?
Wer wohnt dort oben auf goldenen Sternen?«
Es murmeln die Wogen ihr ew'ges Gemurmel,
Es wehet der Wind, es fliehen die Wolken,
Es blinken die Sterne, gleichgültig und kalt,
Und ein Narr wartet auf Antwort.
• "Die Nixen" •
Am einsamen Strande plätschert die Flut,
Der Mond ist aufgegangen,
Auf weißer Düne der Ritter ruht,
Von bunten Träumen befangen.
Die schönen Nixen, im Schleiergewand,
Entsteigen der Meerestiefe.
Sie nahen sich leise dem jungen Fant,
Sie glaubten wahrhaftig, er schliefe.
Die eine betastet mit Neubegier
Die Federn auf seinem Barette.
Die andre nestelt am Bandelier
Und an der Waffenkette.
Die dritte lacht, und ihr Auge blitzt,
Sie zieht das Schwert aus der Scheide,
Und auf dem blanken Schwert gestützt
Beschaut sie den Ritter mit Freude.
Die vierte tänzelt wohl hin und her
Und flüstert aus tiefem Gemüte:
»Oh, daß ich doch dein Liebchen wär,
Du holde Menschenblüte!«
Die fünfte küßt des Ritters Händ',
Mit Sehnsucht und Verlangen;
Die sechste zögert und küßt am End'
Die Lippen und die Wangen.
Der Ritter ist klug, es fällt ihm nicht ein,
Die Augen öffnen zu müssen;
Er läßt sich ruhig im Mondenschein
Von schönen Nixen küssen.
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