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... Ich möchte nicht gern in einem andern Jahrhundert leben
und für ein andres gearbeitet haben. Man ist ebenso gut Zeitbürger,
als man Staatsbürger ist; und wenn es unschicklich, ja unerlaubt gefunden wird,
sich von den Sitten und Gewohnheiten des Zirkels, in dem man lebt,
auszuschließen, warum sollte es weniger Pflicht sein, in der Wahl seines Wirkens
dem Bedürfnis und dem Geschmack des Jahrhunderts eine Stimme einzuräumen?
Diese Stimme scheint aber keineswegs zum Vorteil der Kunst auszufallen,
derjenigen wenigstens nicht, auf welche allein meine Untersuchungen
gerichtet sein werden. Der Lauf der Begebenheiten hat dem Genius der Zeit
eine Richtung gegeben, die ihn je mehr und mehr von der Kunst des Ideals
zu entfernen droht. Diese muss die Wirklichkeit verlassen und sich mit anständiger
Kühnheit über das Bedürfnis erheben; denn die Kunst ist eine Tochter der Freiheit,
und von der Notwendigkeit der Geister, nicht von der Notdurft der Materie will sie
ihre Vorschrift empfangen. Jetzt aber herrscht das Bedürfnis und beugt die
gesunkene Menschheit unter sein tyrannisches Joch.
Der Nutzen ist das große Idol der Zeit, dem alle Kräfte frohnen
und alle Talente huldigen sollen.
Auf dieser groben Waage hat das geistige Verdienst der Kunst kein Gewicht,
und aller Aufmunterung beraubt, verschwindet sie von dem lärmenden Markt
des Jahrhunderts. Selbst der philosophische Untersuchungsgeist entreißt
der Einbildungskraft eine Provinz nach der andern, und die Grenzen der Kunst
verengen sich, je mehr die Wissenschaft ihre Schranken erweitert. ...
Johann Christoph Friedrich Schiller
Über die ästhetische Erziehung des Menschen, 2. Brief, 1795.
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• "Die Künstler" •
http://netzfit.de/portfolio/blog/schiller_1.html
... ist die URL für das Gedicht »Die Künstler« mit einem Kommentar
von Gustav Schwab.
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• "Damon und Pythias" •
http://netzfit.de/portfolio/blog/schiller.html
... ist die URL für die Ballade »Die Bürgschaft« mit einem Kommentar
von Karl Hoffmeister.
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