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"Hybride"
   
         
22.02.05 - 10:55:30
   
       
   
         
man and machine • Michael Wagner • 2003
   
       
Artworks serie Mainboards
   
             
         
man_and_machine
   



In der "AI" (artificial intelligence) herrscht die latente Überzeugung,
daß die Beantwortung der Frage "Was ist der Mensch?"
für die Schaffung künstlicher Intelligenz (nach menschlichen Maßstäben)
oder künstlichen Bewußtseins irrelevant ist. Wichtig ist allein, wie der Mensch
funktioniert und wie man diese Funktionen generieren kann.
Während Searle beispielsweise glaubt, daß zu einem künstlichen Verstand
alle die kausalen Kräfte nötig sind, die relevant sind für bewußte menschliche
Intelligenz, glauben die "KI" (Künstliche Intelligenz) - Forscher,
ein künstliches Gehirn könnte sich nicht-biochemischer Vorgänge für die gleichen
Zwecke und Leistungen bedienen. Diese Hoffnung wird offensichtlich durch die
Tatsache genährt, daß es etwa gelungen ist, mit höchstintegrierten Schaltungen
eine künstliche Netzhaut und eine künstliche Innenohrschnecke zu bauen.
Dabei handelt es sich nicht einfach um Simulationen, sondern um reale
Informationsverarbeitungseinheiten, die in Echtzeit auf wirkliches Licht oder auf
wirkliche Geräusche reagieren (vergl. Paul M. und Patricia Churchland in Spektrum
, Akademischer Verlag, 1994, S. 161). Bei diesen Chips werden keine
neurochemischen Stoffe benützt, und man hält es für möglich, daß sich diese
Systeme zu einem künstlichen Gehirn erweitern lassen.

In seinem Buch „Die Wiederentdeckung des Geistes“
hat Searle mögliche Konsequenzen der fiktionalen Vorstellung, man könnte
letztlich das gesamte Hirn nach und nach z.B. durch Siliziumchips ersetzen,
durchgespielt (S. 85). Eine denkbare Entwicklung bestünde darin, daß man wie
zuvor Gedanken, Erlebnisse, Erinnerungen etc. hätte, d.h. das geistige Leben
bliebe dasselbe. Die Siliziumchips könnten also nicht nur die Input-Output-
Funktionen eines Menschen nachvollziehen, sondern auch geistige bewußte oder
unbewußte Phänomene duplizieren. Kurzum: Weder für die anderen (Beobachter)
noch für mich würde sich etwas ändern. Es wäre dabei möglich die Kausalkräfte
von Neuronen vollständig mit Silizium herzustellen.

Die zweite fiktionale Möglichkeit bestünde darin, daß mit der zunehmenden
Menge an Siliziumimplantaten im schwindenden Originalgehirn der Bereich meines
bewußten Erlebens immer kleiner würde, ohne daß dies aber Einfluß auf mein
äußeres Verhalten hätte. D.h. mein bewußtes Erleben würde schrumpfen, mein
beobachtbares Verhalten jedoch gleich bleiben wie früher.
(Ich hätte beispielsweise keinen Einfluß mehr auf meine Wahrnehmungen und
die damit zusammenhängende Kommunikation. Ich hätte keine Empfindungen
mehr in bezug auf meine Wahrnehmungen und Äußerungen, würde mich aber so
verhalten wie bisher. Innerlich wäre ich tot, würde also bei gleichbleibendem
Verhalten nach und nach mein Bewußtsein verlieren).
Die Siliziumchips wären somit in der Lage die Input-Output-Funktionen des
gesamten Zentralnervensystems, nicht aber das Bewußtsein aufrechtzuerhalten
(weil es ihnen an den Kausalkräften der Neuronen ermangelt).

Searle rechtfertigt diese seltsam anmutende gedankliche Möglichkeit damit,
daß sich nach heutigem Wissensstand die Basis des Bewußtseins in bestimmten
Bereichen des Gehirns (z.B. in der Fomatio reticularis) befindet, sodaß man
hypothetisch annehmen kann, daß es mit diesen Hirnbereichen allmählich
abwärtsgeht, d.h., daß das Bewußtsein allmählich erlöscht.

Die dritte Variante schließlich wäre die, daß die fortschreitende Implantierung
von Siliziumchips zwar keine Veränderung in unserem geistigen Leben nach sich
ziehen würde, jedoch uns zunehmend unfähiger machte, Gedanken bzw. Gefühle
in Handlungen umzusetzen.Wir besäßen das geistige Leben wie zuvor,
die geistigen Phänomene fänden aber keinen Ausdruck in unserem Verhalten
mehr (Tatsächlich gibt es diese Erscheinung im klinischen Bereich. Man spricht
vom Guillain/Barré-Syndrom: "Die Patienten sind vollkommen gelähmt, zugleich
aber vollständig bei Bewußtsein").


Werner Hermann: "Sprachphilosophische Reflexionen zur Möglichkeit der Schaffung
künstlicher Intelligenz", Wien 2002.


http://sammelpunkt.philo.at





         
 
               
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